Gruppe: Essstörungen

Mein Name ist Julia ich bin 32 Jahre alt, stehe mehr oder weniger mitten im Berufsleben, habe 2 Kinder, eine gut laufende Partnerschaft und leide seit 9 Jahren an Bulimie. Von außen scheint alles perfekt zu sein, in mir drin sieht es leider alles andere als perfekt aus. Mir die Bulimie einzugestehen, dauerte sehr sehr lange. Immer wieder hatte ich gute Zeiten ohne den ganzen Tag ans Essen zu denken oder dieses sogar wieder auszubrechen... immer wieder habe ich zu mir gesagt: „ab morgen esse ich vernünftig“ oder „es ist das letzte Mal das ich mir das heute antue“. Dem war tatsächlich so, ich habe es immer wieder mal geschafft aufzuhören mit der Brecherei. Jetzt haben 2021 und irgendwie ist es dieses Mal anders, viel intensiver, viel schlimmer, viel gewaltsamer mir selbst gegenüber. Ich stehe früh mit dem Gedanken auf zu essen und Abend ist es der mein letzter Gedanke, zwischendurch gibt es keine Minute mehr in der ich nicht über das Essen nachdenke. Es bestimmt meinen ganzen Tag, ja mittlerweile mein ganzes Leben. Ich habe Hunger, also so richtig Hunger, mehr als ein bisschen Obst ist in mir nicht drin und das seit mittlerweile mehreren Monaten. Mein Körper fängt an sich von der Erkrankung abzuzeichnen, ich habe Schmerzen, schmerzen im Bauch, schmerzen im Hals, meine Hände sind gezeichnet vom ständigen herbeigeführten Brechen und schmerzen so sehr. Beim Essen fühl ich nichts mehr außer:“ ist das geil oder ist das lecker „. Wenn ich dann nach gefühlten 30kilo endlich mal ein bisschen Sättigungsgefühl habe, könnte ich heulen, heulen vor Angst was mir gleich bevorsteht. Ich sitze länger vorm Klo, als was ich die Zeit vorher gegessen habe. Es dauert Stunden, tut weh, mein Würgereflex ist weg, ich fange an mit Hilfsmittel zu nehmen das ich es noch tiefer in den Rachen komme, haue mir gegen den Magen, schwitze, weine und bin einfach kaputt. Manchmal habe ich diese Prozedur nur einmal täglich, manchmal bis zu 7-mal. Mit diesem Zustand wie es mir geht, wie ich geschwindelt habe, meine sozialen Kontakte gemieden habe, mich versteckt habe und gefühlt immer weniger wurde, habe ich mich nach 9 Jahren endlich getraut jemanden zu öffnen. Erst meine Mama, dann meine beste Freundin, dann mein Partner und meine Kollegen und es werden wahrscheinlich noch mehr hinzukommen. Und nein es hat niemand etwas in der Zeit mitbekommen, also eins bin ich - der perfekte Schauspieler. Bis jetzt habe ich immer die Antwort erhalten die ich mir immer gewünscht habe: Verständnis. Es ist nicht mehr einfach nur abnehmen bzw. nicht mehr, denn so fing es ja irgendwie an, mit einer Diät. Es ist so viel mehr, ich bin krank das weiß jetzt. Ich habe Depressionen, Zwangsstörung, Perfektionismus, Kaufsucht und Bulimie. Und ich wünsche mir nichts mehr, als das man Menschen wie uns hilft und nicht verurteilt.

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